Frauen und Drogen: gesundheitliche und soziale Maßnahmen
Einleitung
Dieser Mini-Leitfaden ist eine von mehreren Publikationen, die unter dem Titel Gesundheitliche und soziale Maßnahmen im Umgang mit Drogenproblemen: ein europäischer Leitfaden zusammengefasst sind. Er bietet einen Überblick über die wichtigsten Aspekte, die bei der Planung oder Umsetzung gesundheitlicher und sozialer Maßnahmen für Drogenkonsumentinnen zu berücksichtigen sind, und gibt einen Überblick über die verfügbaren Maßnahmen und ihre Wirksamkeit. Darüber hinaus werden die Auswirkungen auf Politik und Praxis beleuchtet.
Letzte Aktualisierung: 8. März 2023.

Gehalt:
Überblick
Kernpunkte
In Europa machen Frauen etwa ein Viertel der Personen mit schwerwiegenden drogenbedingten Problemen und rund ein Fünftel aller Klientinnen und Klienten aus, die Drogenbehandlungsprogramme in Anspruch nehmen. Auf sie treffen die folgenden Faktoren besonders häufig zu:
- Sie werden stigmatisiert, sind wirtschaftlich benachteiligt und erhalten weniger soziale Unterstützung;
- sie stammen aus Familien mit durch Substanzkonsum bedingten Problemen und haben einen Partner, der Substanzen konsumiert;
- sie haben Kinder und sind verantwortlich für deren Betreuung, was eine zentrale Rolle für ihren Drogenkonsum und ihre Genesung spielen kann; und
- sie haben schlechte Kindheitserfahrungen gemacht, insbesondere im Zusammenhang mit körperlicher Gewalt und Misshandlung sowie sexuellem Missbrauch und sexuellen Übergriffen und leiden an mehreren psychischen Störungen.
Es gibt eine Reihe von Untergruppen von Frauen mit Drogenproblemen, die besondere Bedürfnisse haben. Zu diesen Untergruppen, die sich häufig überschneiden, gehören schwangere und erziehende Frauen, Sexarbeiterinnen, LGBTQIA+-Frauen, Frauen mit Migrationshintergrund oder aus ethnischen Minderheiten sowie Frauen in Justizvollzugsanstalten.
Maßnahmen
- Spezifische Dienste für Frauen, die in nur für Frauen vorgesehenen oder gemischtgeschlechtlichen Programmen angeboten und in einem einladenden, vorurteilsfreien, unterstützenden sowie körperlich und emotional sicheren Umfeld erbracht werden. Gleichzeitig werden gesunde Beziehungen zu Kindern, Familienangehörigen und wichtigen anderen Personen gefördert und Kinderbetreuungsdienste integriert.
- Zusammenarbeit zwischen Drogenbehandlungseinrichtungen und psychiatrischen Diensten, um sowohl den durch Substanzkonsum bedingten Problemen als auch den psychiatrischen Bedürfnissen der Frauen zu entsprechen.
- Dienste für schwangere und erziehende Frauen, die sich mit Drogenkonsum, geburtshilflicher und gynäkologischer Betreuung, Infektionskrankheiten, der psychischen Gesundheit und dem persönlichen Wohlergehen befassen sowie Kinderbetreuung und Familienhilfe anbieten.
- Maßnahmen zur Überwindung der Hindernisse für den Zugang von Sexarbeiterinnen zu Betreuungsdiensten, wie etwa Anbietung abendlicher Öffnungszeiten, mobile aufsuchende Dienste und offen zugängliche Unterstützung.
- Sensibler Umgang mit ethnischen und kulturellen Aspekten und bei Bedarf Möglichkeit der Inanspruchnahme von Dolmetschdiensten.
Die Situation in Europa
- Die komplexen und sich überschneidenden Probleme, mit denen viele Drogenkonsumentinnen konfrontiert sind, erfordern koordinierte und integrierte Dienste. In ganz Europa sind Drogenkonsum, psychiatrische Dienste und soziale Dienste häufig voneinander getrennt. Die Zusammenarbeit hängt vom Wohlwollen der Interessenträger und der Zusammenarbeit auf individueller Ebene ab.
- Wenngleich keine systematischen Daten über die Verfügbarkeit von geschlechtsspezifischen Maßnahmen (Gender-Mainstreaming) zur Bewältigung drogenbedingter Probleme in Europa erhoben wurden, wurde doch eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, die auf die besonderen Bedürfnisse von Drogenkonsumentinnen eingehen.
Kernpunkte im Zusammenhang mit Frauen und Drogenkonsum
In der Europäischen Union haben schätzungsweise etwas mehr als 30 Millionen Frauen und 50 Millionen Männer im Alter zwischen 15 und 64 Jahren irgendwann in ihrem Leben eine illegale Droge ausprobiert. Im Allgemeinen ist der geschlechtsspezifische Unterschied beim Drogenkonsum insgesamt unter jungen Menschen geringer, und dieser Unterschied scheint sich in vielen europäischen Ländern in den jüngeren Altersgruppen zu verringern. Bei intensiveren und problematischeren Formen des Drogenkonsums ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern jedoch größer. Über andere Geschlechtsidentitäten wie Transgender-Personen und nicht-binäre Personen, die Drogen konsumieren, liegen nur wenige Informationen vor, aber es gibt einige Daten, die darauf hindeuten, dass sie beim Zugang zur Gesundheitsversorgung mitunter auf erhebliche Hindernisse stoßen.
In Europa machen Frauen etwa ein Viertel der Personen mit schwerwiegenden Problemen im Zusammenhang mit illegalen Drogen und rund ein Fünftel aller Klientinnen und Klienten aus, die eine durch Fachpersonen durchgeführte Drogenbehandlung in Anspruch nehmen. In einigen Studien wurde festgestellt, dass Frauen mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Behandlung in Anspruch nehmen, weil sie aufgrund von Schwangerschaft oder Kindererziehung besondere Bedürfnisse haben oder weil sie eher bereits sind, sich behandeln zu lassen. Andere Studien stellten wiederum fest, dass Frauen aufgrund der doppelten Stigmatisierung, die sowohl mit dem Drogenkonsum im Allgemeinen als auch mit dem Dasein als Frau mit Substanzkonsumproblemen im Besonderen verbunden ist, weniger häufig spezialisierte Dienste in Anspruch nehmen als Männer. Das Ausmaß und die Art der Behandlungsunterschiede innerhalb der verschiedenen Regionen und Untergruppen in Europa bedürfen weiterer Untersuchungen.
Frauen und Männer mit Drogenproblemen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht in ihren sozialen Merkmalen, Lebensbedingungen und Drogenkonsummustern, in den Folgen ihres Substanzkonsums und in der Entwicklung der Abhängigkeit. Frauen haben besondere Probleme, die geschlechtsspezifisch sind; gleichzeitig sind viele Drogendienste nach wie vor auf Männer ausgerichtet.
Zu den spezifischen Problemen gehören:
- Stigmatisierung: Frauen werden wegen ihres Drogenkonsums stärker stigmatisiert als Männer, weil ihr Verhalten als Widerspruch gegen ihre Geschlechterrolle, d. h. gegen die erwartete derzeitige oder künftige soziale Rolle als Mutter und Betreuungsperson, wahrgenommen wird. Die Verinnerlichung des Stigmas kann Schuld- und Schamgefühle verstärken, während diskriminierende und geschlechtsneutrale Dienste potenzielle Klientinnen davon abschrecken könnten, Hilfe zu suchen.
- Sozioökonomische Belastungen: Diese können für Frauen, die illegale Drogen konsumieren, schwerwiegender sein, da sie in der Regel ein niedrigeres Beschäftigungs- und Einkommensniveau haben. Die Kosten der Drogenbehandlung können ein Hindernis darstellen, wenn die Dienste nicht vom Staat bereitgestellt und Kosten nicht durch Versicherungen übernommen werden. Auch Beförderungskosten können den Zugang zur Behandlung erschweren.
- Soziale Unterstützung: Drogenkonsumierende Frauen haben möglicherweise Zugang zu weniger sozialer Unterstützung als drogenkonsumierende Männer, weil sie eher aus Familien mit Suchtproblemen kommen oder einen drogenkonsumierenden Partner haben.
- Kinder: Unter den Klientinnen und Klienten, die sich in Behandlung begeben, leben Frauen häufiger als Männer mit ihren Kindern zusammen. Der Mangel an Kinderbetreuungsmöglichkeiten kann daher ein erhebliches Hindernis für den Zugang zu Diensten darstellen. Die Aufrechterhaltung oder die Verbesserung der Beziehungen zu Kindern ist sehr wichtig und kann eine zentrale Rolle beim Drogenkonsum und bei der Genesung von Frauen spielen.
- Drogenkonsumierende Partner: Ein drogenkonsumierender Partner kann für Frauen eine wichtige Rolle beim Einstieg in den Drogenkonsum und dessen Fortsetzung sowie bei einem etwaigen Rückfall spielen. Diese Situation kann sich außerdem auf das Risiko der Frauen auswirken, durch Blut übertragbaren Virusinfektionen und Gewalt ausgesetzt zu sein. Drogenkonsumierende Männer unterstützen mitunter ihre Partnerinnen, die sich in Behandlung begeben, nicht, und Frauen befürchten möglicherweise den Verlust ihrer Beziehung, wenn sie derartige Dienste in Anspruch nehmen.
Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Drogenkonsumentinnen, im Vergleich zu ihren männlichen Pendants eher über schlechte Kindheitserfahrungen (z. B. körperliche Gewalt und Misshandlung sowie sexuelle/n Missbrauch und Übergriffe) oder über geschlechtsspezifische Gewalt als Erwachsene (z. B. Gewalt in der Partnerschaft) berichten.
Unter Menschen, die Drogen konsumieren, treten posttraumatische Belastungsstörungen und andere psychische Probleme wie Angstzustände und Depressionen bei Frauen häufiger auf. Im Vergleich zu Männern wird bei Frauen mit psychiatrischen Begleiterkrankungen außerdem häufiger gemeldet, dass sie primär an einem psychischen Gesundheitsproblem leiden und nur in zweiter Linie ein Drogenkonsumproblem haben. Folglich kann sich der Ausschluss von Personen mit doppelter Diagnose von bestimmten Diensten stärker auf Frauen als auf Männer auswirken.
Frauen mit injizierendem Drogenkonsum sind besonders anfällig für durch Blut übertragbare Virusinfektionen. Bei ihnen wird häufig eine höhere HIV-Prävalenz festgestellt als bei Männern, weil sie mit größerer Wahrscheinlichkeit Injektionsutensilien gemeinsam benutzen, insbesondere mit ihren Intimpartnern. Sie geben außerdem häufiger an, Sex gegen Drogen oder Geld anzubieten, und haben möglicherweise Schwierigkeiten, mit ihren Sexualpartnern über die Verwendung von Kondomen zu verhandeln.
Einige Untergruppen von Frauen haben besondere Bedürfnisse und erfordern möglicherweise spezifische Maßnahmen.
Sexarbeiterinnen: Die Beteiligung an Prostitution ist häufig mit Drogenkonsum verbunden; so sind in einigen Ländern schätzungsweise 20 bis 50 % der Frauen, die Drogen injizieren, Sexarbeiterinnen. Viele Frauen, die Sex gegen Drogen anbieten, haben nur begrenzte Möglichkeiten, Safer Sex zu praktizieren oder sichere Injektionspraktiken anzuwenden; außerdem besteht bei ihnen ein höheres Risiko, Gewalt ausgesetzt zu sein oder inhaftiert zu werden. Darüber hinaus sind diese Frauen einem größeren Stigma ausgesetzt, sowohl aufgrund ihres Drogenkonsums als auch durch ihre Beteiligung am Prostitutionsgewerbe.
Frauen, die Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt sind: Geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt zu sein, ist ein Risikofaktor für die Entstehung drogenbedingter Probleme. Auf europäischer Ebene fehlen jedoch systematische Daten zur geschlechtsspezifischen Gewalt. Es wird häufig festgestellt, dass Frauen mit Drogenproblemen Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt geworden sind, einschließlich sexuellen Missbrauchs als Kinder. In solchen Fällen könnte der Drogenkonsum als Mittel zur Linderung des Traumas sexueller Gewalt begonnen haben. Darüber hinaus können Frauen mit Drogenproblemen im Zusammenhang mit ihrem Drogenkonsum, durch die Tätigkeit im Prostitutionsgewerbe oder in ihren intimen Beziehungen geschlechtsspezifische Gewalt erfahren. Es wird davon ausgegangen, dass das Risiko für Frauen, Opfer von Gewalt in der Partnerschaft zu werden, höher ist, wenn sie selbst, ihre Partner oder beide in den Substanzkonsum verwickelt sind. Frauen können auch Opfer von durch Drogen begünstigten sexuellen Übergriffen werden, bei denen Gewalt gegen eine Frau verübt wird, die unter dem Einfluss von Drogen steht; dabei spielt es keine Rolle, ob diese Substanzen freiwillig oder ohne das Wissen oder die Zustimmung der Betroffenen konsumiert wurden.
Frauen in Justizvollzugsanstalten: Viele inhaftierte Frauen haben eine Vorgeschichte von Drogenkonsumstörungen, wobei für die meisten Substanzen in der Regel höhere Prävalenzraten als bei Männern gemeldet werden. In Justizvollzugsanstalten gibt es oft keine oder nur begrenzte Dienste für Frauen, die Hilfe bei Substanzkonsumstörungen suchen, sodass ihren psychologischen, sozialen und gesundheitlichen Bedürfnissen oft nicht Rechnung getragen wird. Darüber hinaus sind Justizvollzugsanstalten Umgebungen mit hohem Risiko für die Übertragung von durch Blut übertragbaren Infektionen; gleichzeitig besteht nur selten Zugang zu sauberen Spritzen (siehe Prison and drugs: health and social responses (Justizvollzugsanstalten und Drogen: gesundheitliche und soziale Maßnahmen)). Dies könnte sich auf Frauen stärker auswirken als auf Männer, da in Europa weibliche Insassen häufiger angeben, Drogen zu injizieren. Die Bewertung der Bedürfnisse von Frauen in Haft, die Verbesserung der Verfügbarkeit geeigneter Maßnahmen und die Gewährleistung der Kontinuität der Versorgung nach der Entlassung sind vorrangige Bereiche für die Entwicklung von Maßnahmen in diesem Umfeld.
Schwangere und stillende Frauen: Schwangerschaft und Mutterschaft können sowohl ein starker Motivationsfaktor als auch ein Hindernis für die Genesung sein. Viele Formen des Drogenkonsums in der Schwangerschaft können sich nachteilig auf das ungeborene und neugeborene Kind auswirken. Es gibt mittlerweile Leitlinien für das klinische Management und die Anwendung von Opioid-Agonisten während der Schwangerschaft und der Perinatalzeit für Frauen, die Opioide konsumieren. Neben Stigmatisierung sowie Scham- und Schuldgefühlen haben drogenkonsumierende Frauen möglicherweise auch Angst, dass ihnen ihre Kinder weggenommen werden. Frauen spielen häufig eine zentrale Rolle für die gesundheitliche oder soziale Betreuung für Familienangehörige, können jedoch davor zurückschrecken, sich selbst an Dienste zu wenden. Aufgrund familiärer Verpflichtungen und eines Mangels an geeigneten Kinderbetreuungsmöglichkeiten haben sie möglicherweise auch keinen Zugang zu der Unterstützung, die sie benötigen.
LGBTQIA+-Frauen: Frauen, die sich als lesbisch, homosexuell, bisexuell, transgender, queer, intersexuell, asexuell, pansexuell, heterosexuelle Verbündete („Allies“) oder mit einem anderen Geschlecht oder einer anderen Sexualität (LGBTQIA+) identifizieren, können mit Diskriminierung, sozialer Stigmatisierung und einem höheren Risiko, Gewalt und Aggression ausgesetzt zu sein, konfrontiert sein. Außerdem leiden sie häufiger unter Angstzuständen, Einsamkeit und einer Kombination aus Substanzkonsum und psychiatrischen Störungen. Sie fürchten sich möglicherweise vor homophoben Verhaltensweisen des Gesundheitspersonals und anderer Patienten und begeben sich daher unter Umständen nur zögerlich in Behandlung. Besonders für diese Frauen sind wahrscheinlich integrative Maßnahmen erforderlich, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingehen und ihnen ein sicheres Umfeld bieten.
Frauen mit Migrationshintergrund oder aus ethnischen Minderheiten: Diese Frauen können beim Zugang zu Behandlungsdiensten auf zusätzliche Schwierigkeiten stoßen, wie z. B. Sprachbarrieren oder Behandlungsansätze, die mit ihren religiösen Überzeugungen in Konflikt stehen könnten. Einige Migrantinnen sind möglicherweise Opfer von Menschenhandel geworden und haben in ihren Heimatländern oder auf der Reise Traumata durch Krieg und Gewalt erlitten. Der Einwanderungsstatus von Migranten kann sich auch auf ihren Anspruch auf Zugang zu Diensten auswirken, und sie sind mitunter Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt. Der ethnischen, kulturellen und religiösen Diversität muss besonderes Augenmerk zuteilwerden, wenn es darum geht, auf die Bedürfnisse von Frauen mit Migrationshintergrund oder aus ethnischen Minderheiten einzugehen.
Nach wie vor gibt es in Bezug auf den Drogenkonsum von Frauen große Wissenslücken. In Forschungsstudien werden Frauen nicht immer berücksichtigt und die Daten möglicherweise nicht nach Geschlecht aufgeschlüsselt oder geschlechtsspezifische Aspekte werden nicht berücksichtigt. Die meisten Forschungsarbeiten über den Drogenkonsum unter Frauen im gebärfähigen Alter befassen sich lediglich mit dem Konsum von Opioiden. Es sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich zu anderen Mustern des Drogenkonsums unter Frauen (z. B. Cannabiskonsum, nichtmedizinischer Konsum von Arzneimitteln und polyvalenter Drogenkonsum), zum Substanzkonsum unter anderen spezifischen Gruppen von Frauen (da sich die meisten Forschungsarbeiten auf Mütter und Betreuungspersonen konzentrieren) und zu den Überschneidungen zwischen Drogenkonsum und anderen Problemen, mit denen Drogenkonsumentinnen häufig konfrontiert sind.
Maßnahmen bei drogenbedingter Problematik unter Frauen
Die komplexen und sich überschneidenden Probleme, mit denen viele Drogenkonsumentinnen konfrontiert sind, erfordern koordinierte und integrierte Dienste. Um den Bedürfnissen von Drogenkonsumentinnen gerecht zu werden, bedarf es eines geschlechterorientierten Ansatzes. Die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Frauen sollte in alle Aspekte der Gestaltung und Bereitstellung von Diensten einbezogen werden: Struktur und Organisation, Standort, Personalbesetzung (einschließlich Zugang zu weiblichen Fachkräften in allen Diensten), Entwicklung, Vorgehensweise und Inhalt.
Bei diesen Programmen kann es sich um nur für Frauen vorgesehene oder gemischtgeschlechtliche Programme handeln, die spezielle Dienste für Frauen beinhalten. Die Kompetenz des Personals könnte durch Aus- und Fortbildung, Kompetenzentwicklung und angemessene Aufsicht gefördert werden. Kommunale Stellen (z. B. das System der Kinderfürsorge und die Gesundheitsdienstleister) können ebenfalls geschult werden, um zu sensibilisieren, Drogenkonsumentinnen zu identifizieren, und bei Bedarf Maßnahmen bereitzustellen oder Betroffene zu überweisen.

Aufgrund des hohen Maßes an Stigmatisierung und Traumatisierung, das Drogenkonsumentinnen erfahren, ist es wichtig, dass die Dienste einladend, vorurteilsfrei und unterstützend sind sowie einen Ansatz auf Grundlage des Wissens um Traumata („traumainformierten Ansatz“) verfolgen, um den Frauen ein körperlich und emotional sicheres Umfeld zu bieten. Dienste, deren Ziel es ist, ganzheitlich und umfassend zu agieren, sind wahrscheinlich besser gerüstet, um die vielfältigen Probleme anzugehen, mit denen Frauen konfrontiert sind.
Spezialisierte, nur für Frauen vorgesehene Dienste werden von Frauen für Frauen angeboten und sind auf ihre spezifischen unmittelbaren und langfristigen Bedürfnisse zugeschnitten. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Betreuung von Frauen, insbesondere von Frauen, die Opfer von Gewalt in der Partnerschaft, Problemen im Zusammenhang mit Substanzkonsum oder Obdachlosigkeit geworden sind. Diese Dienste verfolgen häufig einen traumainformierten Behandlungsansatz, der mehrere Ziele verfolgt: die Anzeichen und Symptome von Traumata bei Patientinnen (und Personal) und die Rolle, die diese im Leben von Frauen spielen können, zu erkennen, die Wiederholung von Traumata zu vermeiden und das Gefühl von Sicherheit und Selbstwert wiederherzustellen. Für Frauen, die nach wie vor dem Risiko von Gewalt ausgesetzt sind, ist ein behördenübergreifender, multisektoraler Ansatz von entscheidender Bedeutung, einschließlich der Zusammenarbeit zwischen den Gesundheits- und Sozialdiensten und der Justiz.
Traumainformierte Behandlungsansätze spielen auch bei der Betreuung von LGBTQIA+-Frauen eine wichtige Rolle. Ähnlich wie bei den nur für Frauen vorgesehenen Diensten sind spezialisierte Behandlungsansätze für diese Gruppe häufig ausschließlich auf Menschen ausgerichtet, die sich als LGBTQIA+ identifizieren, und zielen darauf ab, den Substanzkonsum zusammen mit anderen spezifischen Faktoren anzugehen, die sich auf ihr Leben auswirken, wie Homophobie, Gewalt, soziale Isolation und familiäre Probleme.
Es ist wichtig, dass Dienste für schwangere und erziehende Frauen, die Drogen konsumieren, frei von Diskriminierung sind und ein umfassendes Leistungsspektrum anbieten. Anonymität kann Frauen ermutigen, sich in Behandlung zu begeben, da sie keine Angst vor Repressalien haben müssen. Interventionen für Schwangere können den Drogenkonsum, die geburtshilfliche und gynäkologische Betreuung, die Familienplanung, Infektionskrankheiten, die psychische Gesundheit sowie das persönliche und soziale Wohlergehen betreffen. In einigen Ländern gibt es spezielle Familienzentren und aufsuchende Gesundheitsdienste, um drogenkonsumierende Schwangere und Eltern von Kleinkindern zu unterstützen. Die Bereitstellung von Diensten für schwangere und erziehende Frauen kann sowohl der Mutter als auch dem Kind zugutekommen, indem die erzieherischen Fähigkeiten verbessert und positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes erreicht werden, wie in den Internationalen Standards zur Prävention des Drogenkonsums des UNODC hervorgehoben wird.
Schwangere Frauen, die von Opioiden abhängig sind, benötigen wahrscheinlich eine Behandlung mit Opioid-Agonisten und psychosoziale Unterstützung. Viele schwangere Frauen, die Opioide anwenden, möchten die Behandlung mit Opioiden beenden, sobald sie feststellen, dass sie schwanger sind; in der Regel wird jedoch während der Schwangerschaft kein Entzug empfohlen, da dies das Risiko unerwünschter Folgen für das Neugeborene, einschließlich Fehlgeburten, erhöht. Studien legen nahe, dass sowohl Methadon als auch Buprenorphin in diesem Zusammenhang eingesetzt werden können. Weitere Studien kommen zu dem Schluss, dass Buprenorphin zwar mit besseren Ergebnissen in Bezug auf das Neugeborene assoziiert wird, aber Frauen, die bereits Methadon einnehmen, nicht umsteigen sollten, es sei denn, sie sprechen nicht gut auf das Medikament an.
In verschiedenen Ländern werden multidisziplinäre Betreuungsprogramme angeboten. Einige bieten Interventionen für Drogenkonsumentinnen und ihre Kinder von der frühen Schwangerschaft bis ins Kindesalter an. Die Frauen können psychosoziale Unterstützung, Interventionen zur Stärkung ihrer Selbstbestimmung und zum Aufbau von Fähigkeiten zur Stärkung der Familie sowie eine Nachbetreuung durch Fallmanager erhalten. Die Dienste müssen unter Umständen auf praktische Probleme eingehen und Kinderbetreuung anbieten. Wohndienste können auch kinderfreundliche Unterkünfte anbieten, die es Müttern ermöglichen, bei ihren Kindern zu bleiben.
Da Beziehungen für Frauen von zentraler Bedeutung sind, ist es wichtig, Dienste anzubieten, die gesunde Beziehungen zu Kindern, Familienangehörigen und Lebensgefährten fördern. Die Einbindung der Familie und Verbindungen zur Gemeinschaft können die Wirksamkeit der Drogenbehandlung weiter verbessern.
Für Frauen, die gleichzeitig Substanzen konsumieren und an psychischen Problemen leiden ist es wichtig, dass beiden Problemen Rechnung getragen wird. Dies erfordert einen multidisziplinären Ansatz, bei dem Fachkräfte aus dem Bereich der Drogenbehandlung und aus dem psychiatrischen Bereich zusammenarbeiten und auf vereinbarte gemeinsame Ziele hinarbeiten. Leider ist dies nicht immer der Fall, und in ganz Europa sind Dienste für Drogenkonsumenten, Netzwerke für psychische Gesundheit und soziale Dienste häufig voneinander getrennt. Die Zusammenarbeit hängt vom Wohlwollen der Interessenträger und der Zusammenarbeit auf individueller Ebene ab. Da viele psychische Störungen bei Frauen häufiger auftreten als bei Männern, können Drogenkonsumentinnen in dieser Hinsicht besonders benachteiligt sein (siehe Spotlight on… comorbid substance use and mental health problems [Fokus auf... Substanzkonsum und psychische Probleme als Begleiterkrankungen]).
Die hohen Raten von Drogenkonsum, Missbrauch in der Vergangenheit und psychischen Problemen, die häufig unter Frauen in Justizvollzugsanstalten anzutreffen sind, legen nahe, dass geschlechtsspezifische, traumainformierte, integrierte Interventionen wichtig sind, um diese Probleme anzugehen; gleichzeitig muss ein Schwerpunkt auf körperliche und reproduktive Gesundheit und das Risiko für Infektionskrankheiten gelegt werden. Darüber hinaus können Nadel- und Spritzenaustauschprogramme in Betracht gezogen werden, die den Austausch von Spritzen über Automaten ermöglichen. Behandlungen mit Opioid-Agonisten und psychosoziale Interventionen stehen Frauen, die von Opioiden abhängig sind, in einigen, jedoch nicht allen Justizvollzugsanstalten zur Verfügung.
Um die Frauen auf die Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt vorzubereiten, müssen Maßnahmen in folgenden Bereichen in Betracht gezogen werden: Wohnungs- und Finanzfragen, Berufsausbildung und Vermittlung von Lebenskompetenzen, soziale Unterstützung und familiäre Beziehungen sowie Überweisung zur Drogentherapie in der Gemeinde.
Die Hindernisse für die Betreuung von Sexarbeiterinnen können durch Maßnahmen wie Abendöffnungszeiten, mobile aufsuchende Dienste, Kinderbetreuungseinrichtungen und offen zugängliche Unterstützung verringert werden. Es werden ein vorurteilsfreier, empathischer Ansatz, Unterstützung durch Leidensgenossinnen und ausschließlich für Frauen vorgesehene Angebote empfohlen. Wichtig sind auch Maßnahmen, die vom Spritzentausch über die Behandlung bis hin zur Unterstützung bei Beschäftigung und Wohnungssuche reichen.
Bei der Arbeit mit Frauen aus ethnischen Minderheiten müssen ethnische und kulturelle Aspekte berücksichtigt werden. Aufsuchende Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeiter, die als Kulturmittler fungieren können, können diese Frauen dazu ermutigen, Behandlungen in Anspruch zu nehmen und sich aktiv daran zu beteiligen. Dolmetschdienste oder Interventionen in der einheimischen Sprache der Betroffenen können erforderlich sein, und kulturelle Aspekte sollten bei der Ermittlung der geeigneten Behandlung der Frauen berücksichtigt werden.
Die internetgestützte Drogenbehandlung kann eine Reihe von frauenspezifischen Aktivitäten anbieten, allein oder als Ergänzung zu anderen Maßnahmen. Dies kann Frauen ansprechen, für die die Betreuung durch spezialisierte Drogendienste nicht geeignet ist.
Angesichts der zunehmenden Differenzierung der Drogenkonsummuster in Europa und der Erkenntnis, dass Frauen keine homogene Bevölkerungsgruppe darstellen, werden Dienste, die den unterschiedlichen Bedürfnissen von Frauen mit Drogenproblemen gerecht werden können, wahrscheinlich zunehmend benötigt, wenn sich der Unterschied bei der Nachfrage nach Drogendiensten zwischen Männern und Frauen weiter verringert. So könnten beispielsweise mehr Maßnahmen für Frauen erforderlich sein, die Probleme mit Cannabis, der nichtmedizinischen Anwendung von Arzneimitteln und dem polyvalenten Drogenkonsum haben. Spezifische Maßnahmen könnten auch erforderlich sein, wenn sich die Drogenkonsummuster jüngerer Frauen ändern, sowie außerdem Maßnahmen, die beispielsweise auf die Bedürfnisse älterer Frauen im Zusammenhang mit Drogenproblemen, Menopause und Alterung eingehen.
Die Finanzierung stellt in vielen europäischen Ländern in Zeiten knapper Haushaltskassen eine Herausforderung dar. Programme für Frauen werden möglicherweise vernachlässigt, da Frauen unter den Personen, die Dienste in Anspruch nehmen, eine Minderheit darstellen. Die Durchführung von Kosten-Nutzen-Analysen von Maßnahmen für Frauen in unterschiedlichen Umfeldern in ganz Europa kann dazu beitragen, eine langfristige Finanzierung zu sichern.
Es ist wichtig, dass bei politischen Strategien und Verfahren die Geschlechtergleichstellung durchgängig berücksichtigt wird, was bedeutet, dass die Geschlechterperspektive und das Ziel der Gleichstellung der Geschlechter im Mittelpunkt stehen und dass Drogenkonsumentinnen an der Planung, Gestaltung und Entwicklung der zu ihrer Unterstützung eingerichteten Programme beteiligt werden. Die Anwendung eines geschlechtergerechten Ansatzes zur Bewältigung von Drogenproblemen kommt Menschen verschiedener Geschlechter, einschließlich Frauen, Männern, Transgender- und nichtbinären Menschen, zugute. Die Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Geschlechter in allen Aspekten der Gesundheit und der sozialen Maßnahmen für Drogenpolitik, Prävention, Behandlung und Schadensbegrenzung stünde im Einklang mit der EU-Politik zur Gleichstellung der Geschlechter (Gender-Mainstreaming) und würde die Wirksamkeit der Maßnahmen verbessern und Ungleichheiten verringern.
Die Situation in Europa: Verfügbarkeit drogenbezogener Maßnahmen für Frauen
Zwar wurden keine systematischen Daten über die Verfügbarkeit von nur für Frauen vorgesehenen Diensten oder über Maßnahmen zur durchgängigen Berücksichtigung der Geschlechtergleichstellung im Zusammenhang mit der Drogenproblematik in Europa erhoben, doch gibt es eine Reihe von Initiativen, die solche Ansätze veranschaulichen. Es liegen allerdings keine Informationen über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen vor.
In Portugal finden sich spezifische Maßnahmen für Frauen in den wichtigsten Leitliniendokumenten zu Politik und Maßnahmen bei Suchtverhalten und Abhängigkeit, nämlich dem Nationalen Plan zur Reduzierung von Suchtverhalten und Abhängigkeit 2013–20. In Frankreich wurde der aus dem Jahr 2016 stammende Leitfaden „Femmes et addictions“ (Frauen und Sucht) entwickelt, um Fachkräften an vorderster Front bei der Verbesserung der Beratung und Unterstützung von Frauen zu helfen. Der Leitfaden enthält außerdem mehrere Empfehlungen für die Betreuung schwangerer Frauen, die mit Opioid-Agonisten behandelt werden, sowie für die Familienplanung für Frauen unter derselben Behandlung.
In Deutschland bieten ambulante Suchtbehandlungseinrichtungen in vielen Städten und Ballungsräumen geschlechtsspezifische Angebote an. So ist LAGAYA in Stuttgart eine psychosoziale Suchtberatungs- und -behandlungsstelle für Frauen und Mädchen, aber auch für deren Angehörige und andere Bezugspersonen. Die Organisation FrauSuchtZukunft in Berlin bietet eine Reihe von Diensten für Frauen an, darunter psychosoziale Betreuung, Beratung, Kriseninterventionen und ambulante Suchttherapie. Darüber hinaus bietet sie Frauen in Justizvollzugsanstalten Besuche und Beratung an.
In Österreich bietet Dialog, eine ambulante Suchthilfeorganisation, bestimmte Öffnungszeiten, die ausschließlich Frauen vorbehalten sind und ein Umfeld schaffen, in dem keine Männer im Zentrum anwesend sind. Außerdem gibt es die Gesundheitsgreisslerei, ein ambulantes Behandlungszentrum, das von Frauen für Frauen betrieben wird. Die Einrichtung verfolgt einen feministischen Ansatz, der sich an den spezifischen Bedürfnissen von Frauen orientiert, und bietet einen sicheren Raum für Frauen, die an einer Abhängigkeit von Alkohol, illegalen Substanzen oder beidem leiden und die behandelt, unterstützt oder rehabilitiert werden müssen.
In Katalonien (Spanien) wurden Dienste zur geschlechtergerechten Schadensminderung von Metzineres implementiert, einer gemeinnützigen Genossenschaft, die sich für Schadensminderung, Menschenrechte und durchgängige Berücksichtigung der Geschlechtergleichstellung einsetzt und Drogenkonsumentinnen sichere Unterkünfte und Maßnahmen zur Schadensminimierung anbietet.
Darüber hinaus wurden auf europäischer Ebene Maßnahmen ergriffen, um den Bedürfnissen von Frauen in Justizvollzugsanstalten mit drogenbedingten Problemen Rechnung zu tragen. In einigen Justizvollzugsanstalten für Frauen in Spanien und Luxemburg und in einer Justizvollzugsanstalt in Deutschland gibt es Nadel- und Spritzenaustauschprogramme.
In ganz Europa befassen sich eine Reihe von Diensten für schwangere und erziehende Drogenkonsumentinnen auch mit einem breiten Spektrum anderer Themen, z. B. mit geburtshilflicher und gynäkologischer Betreuung, Familienplanung, Infektionskrankheiten, psychischer Gesundheit sowie persönlicher und sozialer Fürsorge. Einige Dienste befassen sich unter Umständen mit Erziehungsfragen, z. B. mit der Sorge der Frauen, dass ihnen ihre Kinder weggenommen werden könnten, und bieten Kinderbetreuung oder kinderfreundliche Unterkünfte an.
In Ungarn betreut der Józan Babák Klub schwangere Frauen oder Mütter mit einem Kind unter 2 Jahren gemäß einem dreistufigen Konzept. Im ersten Schritt nehmen die Frauen Kontakt mit der Selbsthilfegruppe Józan Babák Klub auf, um sich über das Angebot zu informieren. Im zweiten Schritt können medizinische, rechtliche, soziale und psychologische Dienste auf anonymer Basis in Anspruch genommen werden. Eine schwangere oder erziehende Frau, die an acht Beratungssitzungen teilnimmt, erhält pro Sitzung eine kleine Geldprämie. Im dritten Schritt arrangiert die Organisation den Kontakt mit der Gesundheitsversorgung, den sozialen oder juristischen Diensten und der vorgeburtlichen Betreuung von Schwangeren. Im Rahmen des zweiten und dritten Schrittes begleitet ein Mitglied der Selbsthilfegruppe des Józan Babák Klub die Frauen zu den entsprechenden Diensten.
Das Kangaroo-Projekt ist ein Programm für Eltern in einer Wohneinrichtung in Belgien. Sein Ziel ist, die Beziehungen der Eltern zu ihren Kindern zu verbessern. Frauen werden in ihrer erziehenden Rolle unterstützt. Tagsüber besuchen die Kinder die Kindertagesstätte, den Kindergarten oder die Schule, während die Mütter an einem Therapieprogramm teilnehmen. Das Projekt bietet Informationen für Eltern, fördert Eltern-Kind-Aktivitäten und Themengruppen, bietet individuelle Beratung und stellt sicher, dass Eltern zu Terminen begleitet werden.
Konsequenzen für Politik und Praxis
Grundlagen
- Um den Bedürfnissen von Frauen mit drogenbedingten Problemen gerecht zu werden, bedarf es geschlechtsspezifischer und traumainformierter Dienste. Dabei können bestehende internationale Instrumente genutzt werden, um die Einbeziehung einer geschlechtsspezifischen Perspektive in die Gesundheits- und Sozialdienste zu bewerten.
- Das Personal spezialisierter Drogendienste und anderer Gesundheits- und Sozialdienste, die mit Drogenkonsumentinnen in Kontakt kommen, kann geschult werden, damit es die richtige Einstellung hat und über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, um eine qualitativ hochwertige Betreuung anbieten zu können.
- Ein vorurteilsfreies und sicheres Umfeld für Frauen mit Drogenproblemen erleichtert den Zugang zu Behandlung und Betreuung.
- Es werden koordinierte und integrierte Dienste benötigt, die sich mit über den Drogenkonsum hinausgehenden Problemen befassen. Dies erfordert unter Umständen die Einbindung der Zusammenarbeit mit anderen Diensten, wie beispielsweise psychiatrischen und Kinderbetreuungseinrichtungen, in die politischen Maßnahmen und Strategien.
- Wichtig sind Maßnahmen für schwangere Frauen und solche, die Frauen mit Kindern unterstützen.
Chancen
- Die Aufnahme einer geschlechterspezifischen Aufschlüsselung in die routinemäßige Erhebung statistischer Daten könnte unser Verständnis der Drogenkonsumtrends, der soziodemografischen Faktoren und der Probleme, mit denen Frauen in einer bestimmten Region konfrontiert sind, verbessern. Dies ist ein entscheidender Schritt für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen. Auch kann in Erwägung gezogen werden, sicherzustellen, dass diese Daten Geschlechtsidentitäten enthalten, die über die Klassifizierung der cis-geschlechtlichen Identität hinausgehen.
- Die Mitwirkung von Drogenkonsumentinnen an der Planung, Gestaltung und Entwicklung einschlägiger Strategien und Programme kann die verfügbaren Dienste verbessern und ihre Reichweite erhöhen.
- Durch die Umsetzung der Leitlinien für die Bereitstellung von Diensten für die Behandlung schwangerer Drogenkonsumentinnen können bessere Ergebnisse für Mutter und Kind erzielt werden.
Lücken
- Es werden Forschungsarbeiten benötigt, die sich mit geschlechtsspezifischen Problemen befassen und bei allen Aspekten der Konzeption der Dienste geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigen, um die für die unterschiedlichen Gruppen von Frauen am besten geeigneten Interventionsformen zu ermitteln.
- Die Notwendigkeit und die Vorteile spezifischer Maßnahmen für Frauen mit durch unterschiedliche Drogen bedingten Problemen sollten untersucht werden, wobei auch der Missbrauch verschreibungspflichtiger Arzneimittel und der polyvalente Drogenkonsum Berücksichtigung finden sollten.
- Es besteht ein dringender Bedarf an mehr Forschung und einer wirksamen Evaluierung von Ansätzen, die den Bedürfnissen von Drogenkonsumentinnen gerecht werden.
Weitere Ressourcen
EMCDDA
- Themenseite „Geschlecht und Drogen“.
- Brest Practice Portal (Portal für bewährte Verfahren).
- Women who use drugs: Issues, needs, responses, challenges and implications for policy and practice (Drogenkonsumentinnen: Probleme, Bedürfnisse, Maßnahmen, Herausforderungen und Konsequenzen für Politik und Praxis), 2017.
- Pregnancy and opioid use: strategies for treatment (Schwangerschaft und Opioidanwendung: Strategien für die Behandlung), 2014.
Andere Quellen
- Pompidou-Gruppe – Europarat. Implementing a gender approach in drug policies: prevention, treatment and criminal justice (Umsetzung eines geschlechtsspezifischen Ansatzes in der Drogenpolitik: Prävention, Behandlung und Strafjustiz), 2022.
- UNODC. Frauen und Drogen. Drogenkonsum, Drogenangebot und ihre Folgen (Weltdrogenbericht), 2018.
- UNODC. Guidelines on drug prevention and treatment for girls and women (Leitlinien zur Drogenprävention und -behandlung von Mädchen und Frauen), 2016
- UNICRI. Promoting a gender responsive approach to addiction (Förderung eines geschlechterorientierten Ansatzes für die Suchtprävention), 2015.
- WHO Guidelines for the identification and management of substance use and substance use disorders in pregnancy (Leitlinien für die Feststellung und Behandlung des Substanzkonsums und substanzkonsumbedingter Störungen in der Schwangerschaft), 2014.
- WHO Gender mainstreaming for health managers: a practical approach (Gender-Mainstreaming für Gesundheitsmanager: ein praktischer Ansatz), 2011.
Über diesen Mini-Leitfaden
Dieser Mini-Leitfaden bietet einen Überblick über die Aspekte, die bei der Planung oder Umsetzung gesundheitlicher und sozialer Maßnahmen für Drogenkonsumentinnen zu berücksichtigen sind, und gibt einen Überblick über die verfügbaren Maßnahmen und ihre Wirksamkeit. Darüber hinaus werden die Auswirkungen auf Politik und Praxis beleuchtet. Dieser Mini-Leitfaden ist eine von mehreren Publikationen, die unter dem Titel Gesundheitliche und soziale Maßnahmen im Umgang mit Drogenproblemen: ein europäischer Leitfaden zusammengefasst sind.
Empfohlene Zitierweise: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2022), Women and drugs: health and social responses (Frauen und Drogen: gesundheitliche und soziale Maßnahmen), https://www.emcdda.europa.eu/publications/mini-guides/women-and-drugs-h….
Identifikatoren
HTML: TD-06-22-207-DE-Q
ISBN: 978-92-9497-957-5
DOI: 10.2810/903987