Opioidbedingte Todesfälle: Gesundheitliche und soziale Maßnahmen
Einleitung
Dieser Mini-Guide ist Teil einer Reihe von Publikationen, die unter dem Titel Health and social responses to drug problems: a European guide (Gesundheitliche und soziale Maßnahmen zur Bewältigung drogenbedingter Probleme: ein europäischer Leitfaden) zusammengefasst sind. Er bietet einen Überblick über die wichtigsten Aspekte, die bei der Planung oder Durchführung gesundheitlicher und sozialer Maßnahmen in Bezug auf opioidbedingte Todesfälle zu berücksichtigen sind. Des Weiteren werden die Verfügbarkeit und Wirksamkeit der Maßnahmen beleuchtet und die Konsequenzen für Politik und Praxis untersucht.
Letzte Aktualisierung: 6. Juli 2023.

Inhalt:
Überblick
Kernthemen
Die direkt oder indirekt mit dem Konsum von Opioiden zusammenhängende Mortalität ist eine der Hauptursachen für vermeidbare vorzeitige Todesfälle bei Erwachsenen in Europa. Dabei wird die drogenbedingte Sterblichkeitsrate bei Personen, die Opioide injizieren, auf etwa 1-2 % pro Jahr geschätzt. Insgesamt werden bei mehr als drei Viertel aller tödlichen Überdosierungen in Europa Opioide nachgewiesen. Das Risiko, an einer Opioid-Überdosierung zu sterben, steigt nach Phasen der Abstinenz, in denen die Toleranz verloren geht, insbesondere bei der Entlassung aus der Haft oder beim Verlassen der abstinenzorientierten Behandlung.
Selbstmord, Unfälle und Komplikationen durch Infektionen tragen ebenfalls zu der in dieser Gruppe beobachteten übermäßigen Mortalität bei. Studien haben auch gezeigt, dass Menschen, die Opioide konsumieren, häufiger als erwartet an bestimmten nicht übertragbaren Krankheiten leiden, darunter einige Krebsarten und Herz-Kreislauf-Probleme. Ein Zusammenhang zwischen opioidbedingten Problemen und anderen durch Substanzmissbrauch bedingten Problemen, wie Rauchen oder hoher Alkoholkonsum, könnte diese Beobachtung teilweise erklären.
Evidenzdaten und Maßnahmen
Zu den Ansätzen für die Verringerung opioidbedingter Todesfälle gehören Maßnahmen, die schwerpunktmäßig auf die Prävention von Überdosierungen ausgerichtet sind, sowie Maßnahmen, die darauf abzielen, die Überlebenschancen von Menschen zu verbessern, die eine Überdosis genommen haben.
- Behandlung mit Opioidagonisten (1): Die Aufnahme von Opioidkonsumierenden in eine effektive Behandlung und ihr Verbleib in der Behandlung verringern die Zahl der opioidbedingten Todesfälle.
- Naloxon: Der Opioid-Antagonist Naloxon kann die potenziell tödliche Wirkung einer Opioid-Überdosis umkehren. Eine Reihe von Maßnahmen zielt darauf ab, die Verfügbarkeit von Naloxon sicherzustellen und eine angemessene Nutzung durch Peers und Fachkräfte, die Maßnahmen bei der Überdosierung von Drogen ergreifen, zu fördern.
- Kontinuität der Betreuung: Die Gewährleistung der Kontinuität der Gesundheits- und Drogendienste beim Übergang von der Haftentlassung in die Gemeinschaft ist wichtig, da es Belege dafür gibt, dass Menschen, die Opioide konsumieren, in den ersten Wochen nach der Entlassung besonders anfällig für eine Überdosierung sind.
- Bewusstsein für das Überdosierungsrisiko: Die Sensibilisierung von Opioidkonsumierenden ist besonders wichtig, wenn es darum geht, auf die Hauptrisiken, einschließlich des gleichzeitigen Konsums von Alkohol oder Benzodiazepinen, aufmerksam zu machen.
- Drogenkonsumräume: Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Drogenkonsumräume eine Rolle bei der Reduzierung sowohl des injizierenden Risikoverhaltens als auch der drogenbedingten Todesfälle spielen können.
Darüber hinaus können eine Reihe von Strategien und Maßnahmen dazu beitragen, die Anfälligkeit der Menschen für eine Überdosierung zu verringern. Dazu gehören beispielsweise die Bereitstellung von aufsuchenden und niedrigschwelligen Diensten, die die Zugangsbarrieren für diejenigen verringern, die Hilfe suchen, sowie integrierte Strategien zur Prävention von Überdosierungen.
Die Situation in Europa
- Schätzungen zufolge erhält jede zweite Person, die in Europa Opioide konsumiert, eine Behandlung mit Opioidagonisten, wobei der Erfassungsgrad von Land zu Land sehr unterschiedlich ist. Die Bereitstellung von Informationen über das Überdosierungsrisiko ist in den meisten europäischen Ländern gewährleistet, obwohl die Abdeckung und der verfolgte Ansatz variieren können.
- In mehr als einem Drittel der europäischen Länder gibt es Programme zur Naloxonabgabe.
- Knapp ein Drittel der europäischen Länder hat einen oder mehrere Drogenkonsumräume eingerichtet.
Kernthemen im Zusammenhang mit Opioidkonsum und Mortalität
Zu den zentralen Fragen, die bei der Ermittlung und Definition eines Problems zu berücksichtigen sind, gehören die Frage, wer betroffen ist, um welche Arten von Substanzen und Anwendungsmuster es sich handelt und wo das Problem auftritt. Die Maßnahmen sollten auf die jeweiligen Drogenprobleme zugeschnitten sein, die sich von Land zu Land und im Zeitverlauf unterscheiden können. Das breite Spektrum von Faktoren, die in diesem Stadium des Prozesses zu berücksichtigen sind, wird im Aktionsrahmen für die Entwicklung und Umsetzung gesundheitlicher und sozialer Maßnahmen im Umgang mit Drogenproblemen erörtert.
Unmittelbar und mittelbar durch den Konsum von Opioiden verursachte Todesfälle haben erheblichen Anteil an der vermeidbaren frühzeitigen Mortalität unter europäischen Erwachsenen. Opioide sind an etwa drei Viertel aller tödlichen Überdosierungen von Drogen beteiligt. Die Gesamtsterblichkeitsrate bei Todesfällen durch Überdosierung liegt in Europa bei fast 15 Todesfällen pro Million Einwohner, auch wenn die Raten und Trends in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich sind. Diese Unterschiede sind auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, u. a. auf Unterschiede bei den Zahlen hinsichtlich des Risikos von tödlichen Überdosierungen und auf Abweichungen bei der Meldung und Kodierung von Überdosierungsfällen in den nationalen Datenbanken zur Mortalität. Zudem werden vermutlich in einigen Ländern Todesfälle durch Opioide nicht ausreichend gemeldet werden, was den Vergleich zwischen den einzelnen Ländern erschwert.
Die Gesamtsterblichkeitsrate bei Kohorten von Personen, die Opioide injizieren, liegt in der Regel zwischen 1 und 2 % pro Jahr, also fünf- bis zehnmal höher als in der Allgemeinbevölkerung derselben Alters- und Geschlechtsgruppe. Die Hauptursache für diese erhöhte Sterblichkeit ist die Überdosierung von Drogen, jedoch spielen hier auch Faktoren eine Rolle, die indirekt mit dem Drogenkonsum zusammenhängen, wie z. B. Infektionen, Unfälle, Gewalt und Selbstmord. Eine schlechte körperliche Gesundheit ist bei Opioidkonsumierenden weit verbreitet und zeigt sich in einer hohen Rate von chronischen Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (häufig durch Tabakkonsum bedingt) sowie von Leberproblemen infolge von Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) und starkem Alkoholkonsum. Diese Erkrankungen sind für einen höheren Anteil an Krankenhauseinweisungen und Todesfällen in dieser Gruppe verantwortlich. In vielen europäischen Ländern ist ein Anstieg des Alters der Opioidkonsumierenden zu beobachten, was sich sowohl auf die direkten als auch auf die indirekten Sterblichkeitsraten auswirken kann. Die Daten in Europa deuten darauf hin, dass in den letzten zehn Jahren die Zahl der gemeldeten Todesfälle durch Überdosierung von Opioiden in den älteren Altersgruppen gestiegen und in den jüngeren Altersgruppen gesunken ist.
Die Art der verwendeten Substanz, der Verabreichungsweg und die Gesundheit der Person, die die Droge konsumiert, haben allesamt Auswirkungen auf das Risiko einer Überdosierung. Bei den meisten tödlichen Überdosierungen in Europa werden Heroin und seine Metaboliten nachgewiesen, oftmals in Verbindung mit anderen Substanzen. Andere Opioide (Methadon, Buprenorphin und in geringerem Maße andere verschreibungspflichtige Opioide und Fentanile) werden bei einem signifikanten Anteil der Todesfälle durch Überdosierung nachgewiesen und überwiegen in einigen Ländern. Die Rolle illegal hergestellter synthetischer Opioide wird wahrscheinlich nicht ausreichend erfasst, da in vielen Ländern nicht routinemäßig darauf getestet wird.
In der Regel sind mehrere Substanzen an Todesfällen durch Überdosierung beteiligt. Benzodiazepine zusammen mit Alkohol werden neben Opioiden häufig bei drogenbedingten Todesfällen in Europa nachgewiesen. Alle diese Substanzen verursachen Atemdepression. Bei einigen Benzodiazepinen handelt es sich um verschriebene Medikamente, aber zunehmend werden neue und gefälschte Benzodiazepine auf dem illegalen Markt gefunden (siehe Neue psychoaktive Substanzen: Gesundheitliche und soziale Maßnahmen und Nichtmedizinische Anwendung von Arzneimitteln: Gesundheitliche und soziale Maßnahmen sowie Spotlight on… Non-medical use of benzodiazepines [Fokus auf... nichtmedizinische Anwendung von Benzodiazepinen]).
Stimulanzien wie Kokain, Amphetamine, MDMA und Cathinone spielten in Europa bei Todesfällen durch Überdosierung eine geringere Rolle, wenngleich es bezüglich der Bedeutung dieser Substanzen Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern zu beobachten sind. Todesfälle im Zusammenhang mit neuen psychoaktiven Substanzen, wie z. B. synthetischen Cannabinoiden, geben in einigen Ländern ebenfalls Anlass zur Sorge.
Eine Reihe situationsbezogener Faktoren kann das Risiko von Todesfällen durch Überdosierung erhöhen, einschließlich – im Fall von Opioidkonsumierenden – der Einstellung von Behandlungsangeboten oder der Diskontinuität von Behandlung und Versorgung. In bestimmten Situationen, z. B. nach Entgiftung oder Entlassung aus drogenfreier Behandlung oder unfreiwilliger Abstinenz während der Haft, wird die Toleranz einer Person gegenüber Opioiden erheblich verringert, sodass bei Wiederaufnahme des Konsums ein besonders hohes Risiko der Überdosierung besteht. Aus diesen Gründen wird in den europäischen Gesundheitsleitlinien für den Strafvollzug empfohlen, die Kontinuität der Versorgung zwischen Haftentlassung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft durch Überweisung an geeignete kommunale Pflegedienste und Nachsorge nach der Entlassung aus dem Gefängnis sicherzustellen. Schließlich erhöhen ausbleibende Maßnahmen oder unzureichende Erste-Hilfe-Maßnahmen durch Personen, die Zeuge einer Überdosierung sind, sei es aufgrund mangelnder Kenntnisse, des mangelnden Zugangs zu wirksamen Medikamenten oder der Angst vor rechtlichen Auswirkungen, das Risiko, dass eine Überdosierung tödlich endet.
Evidenzdaten und Maßnahmen gegen opioidbedingte Todesfälle
Die Wahl der geeigneten Maßnahmen, die im Umgang mit einem bestimmten drogenbedingten Problem wirksam sein können, setzt ein klares Verständnis der primären Ziele der Maßnahme oder Kombination von Maßnahmen voraus. Im Idealfall sollten die Maßnahmen durch die besten verfügbaren Evidenzdaten gestützt werden. Wenn die Evidenzdaten jedoch sehr begrenzt oder nicht verfügbar sind, ist unter Umständen ein Expertenkonsens die beste Option, bis aussagekräftigere Daten vorliegen Im Aktionsrahmen für die Entwicklung und Umsetzung von gesundheitlicher und sozialer Maßnahmen zur Bewältigung von Drogenproblemen wird eingehender erörtert, welche Maßnahmen bei der Auswahl der am besten geeigneten Maßnahmenoptionen zu berücksichtigen sind.
Zu den Maßnahmen für die Verringerung der Zahl opioidbedingter Todesfälle gehören sowohl Maßnahmen, die darauf abzielen, Überdosierungen von vornherein vorzubeugen, als auch solche, die sich schwerpunktmäßig auf die Verhinderung von Todesfällen, wenn es doch zu einer Überdosierung kommt. Darüber hinaus können umfassendere Ansätze im Bereich der öffentlichen Gesundheit genutzt werden, wie z. B. die Bereitstellung von aufsuchenden und niedrigschwelligen Diensten, die die Zugangsbarrieren für Menschen, die Hilfe suchen, verringern und möglicherweise dazu beitragen, die Anfälligkeit für Überdosierungen zu verringern.

Verringerung der Anfälligkeit für Überdosierungen
Die Verringerung der Morbidität und Mortalität durch Überdosierungen ist eine große Herausforderung für das öffentliche Gesundheitswesen in Europa. Umfassendere Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit in diesem Bereich zielen darauf ab, die Anfälligkeit von Drogenkonsumierenden zu verringern, indem Hindernisse für Drogenbehandlungsdienste und andere Unterstützungsdienste abgebaut werden und die Zusammenarbeit mit diesen Diensten gefördert wird, und indem leicht zugängliche Dienste zur Schadensminimierung bereitgestellt werden.
Wie in jedem anderen Bereich des Gesundheitswesens sind die Sicherung der Qualität der Versorgung und die Umsetzung evidenzbasierter Maßnahmen von Bedeutung. In diesem Zusammenhang kann die Entwicklung nationaler und lokaler Strategien zur Prävention von Überdosierungen eine wichtige Rolle spielen, insbesondere wenn sie in einen integrierten Ansatz eingebettet sind, der ganzheitlich auf die verschiedenen Gesundheits- und Unterstützungsbedürfnisse der Opioidkonsumierenden eingeht und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren fördert, die Dienstleistungen in diesem Bereich erbringen. Integrierte Ansätze können beispielsweise die Koordinierung mit Wohnungsbau- und Beschäftigungsprogrammen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Stigmatsierung umfassen. Die angemessene Bereitstellung von Dienstleistungen und die politische Unterstützung für deren Umsetzung sind ebenfalls entscheidende Faktoren.
In einigen europäischen Ländern verstärkt die zunehmende Zahl an neuen unkontrollierten Oioiden und anderen neuen psychoaktiven Substanzen, die dem EU-Frühwarnsystem gemeldet werden, die Bedenken in diesem Bereich (siehe Neue psychoaktive Substanzen: Gesundheitliche und soziale Maßnahmen, Spotlight on... Fentanils and other new opioids [Fokus auf... Fentanile und andere neue Opioide] und Spotlight on... Synthetic Cnabinoids [Fokus auf... Synthetische Cannabinoide]). Angesichts des schädlichen Potenzials dieser Drogen ist es wichtig, dass Europa weiterhin wachsam bleibt und bereit ist, rasch und wirksam auf jegliche Zunahme der von solchen Substanzen ausgehenden Gefahren zu reagieren. Dies erfordert Investitionen in Überwachungskapazitäten, einschließlich besserer toxikologischer Informationen über drogenbedingte Todesfälle. Es unterstreicht auch die Notwendigkeit, die Quellen der bei diesen Todesfällen involvierten Substanzen zu ermitteln, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln (siehe Nichtmedizinische Anwendung von Arzneimitteln: Gesundheitliche und soziale Maßnahmen).
Die kriminaltechnische Analyse von Drogen spielt in diesem Bereich eine immer wichtigere Rolle, insbesondere bei der Ermittlung des Angebots von Fentanil, Benzodiazepinen und anderen Substanzen auf dem illegalen Markt, die die Gesundheit der Konsumierenden schwer schädigen oder sogar zum Tod führen können. Dies kann die Analyse der von Drogenkonsumierenden bereitgestellten Substanzen, der Rückstände in Spritzen, die an Nadelaustauschstellen zurückgegeben werden, sowie von Drogen umfassen, die in Amnestiebehältern deponiert werden oder aus Beschlagnahmungen stammen. Diese Daten können als Informationsgrundlage für die Gestaltung gezielter Programme zur Prävention von Überdosierungen dienen und sind zudem ein wesentlicher und zeitnaher Beitrag zu Gesundheitswarnungen, mit denen das Risiko einer Überdosierung verringert werden soll.
Reduzierung des Überdosierungsrisikos
Verbleib in der Behandlung
Das Risiko einer opioidbedingten Überdosierung wird verringert, und Personen, die Opioide anwenden, verbleiben in der Behandlung mit Opioidagonisten. Eine Metaanalyse von Beobachtungsstudien hat gezeigt, dass eine Behandlung mit Opioidagonisten, entweder mit Methadon oder Buprenorphin, die Inzidenz von Überdosierungen und allen anderen Todesursachen bei Opioidabhängigen verringert. Die Sterblichkeitsrate von Klientinnen und Klienten in Methadonbehandlung beträgt weniger als ein Drittel der Sterblichkeitsrate von Menschen, die Opioide konsumieren und sich nicht in Behandlung befinden.
Analysen von Todesfällen durch Überdosierung in verschiedenen Phasen der Behandlung mit Opioidagonisten legen den Schluss nahe, dass sich Präventionsmaßnahmen auf die ersten vier Behandlungswochen (insbesondere bei Personen, die Methadon einnehmen) und die ersten vier Wochen nach Beendigung der Behandlung konzentrieren müssen. In diesen zwei Phasen ist das Risiko einer Überdosierung besonders hoch. Da ein Ausstieg der Klientinnen und Klienten aus der Behandlung möglicherweise ungeplant ist, sollten auch Sensibilisierungsmaßnahmen für Überdosierungen in die laufenden Versorgungspläne der Personen aufgenommen werden, die Hilfe bei opiooidbedingten Problemen erhalten. Es sei auch darauf hingewiesen, dass Personen, die sich häufig in Behandlung begeben und diese wieder verlassen, besonders anfällig für Überdosierungen sind. Auch bei Personen, die unmittelbar nach der Entlassung aus dem Gefängnis Opioide konsumieren, besteht nachweislich ein erhöhtes Risiko einer Überdosierung. In den ersten vier Wochen nach der Haftentlassung haben Straftäter, die in der Vergangenheit Heroin konsumiert haben, ein deutlich erhöhtes Sterberisiko, wobei Rückfälle und Opioidüberdosierungen in diesem Zeitraum häufiger vorkommen. Um Todesfällen nach der Entlassung zu vorzubeugen, sind eine proaktive und geplante Überweisung an eine ambulante Behandlung mit Opioidagonisten oder andere geeignete Behandlungsoptionen („durchgehende Versorgung“ oder „Kontinuität der Behandlung“) wichtige Schritte. Die Dienste müssen auch dafür sorgen, dass die Klientinnen und Klienten die Risiken einer Überdosierung kennen und wissen, wie sie diese reduzieren können. Die Schulung von Gefängnispersonal und die Vermittlung von Häftlingen, die Opioide konsumieren, an örtliche Gesundheitsdienste in den Wochen nach ihrer Entlassung tragen ebenfalls dazu bei, Todesfälle durch Überdosierung in dieser Bevölkerungsgruppe zu verhindern.
In einigen Ländern wird Naltrexon eingesetzt, um Rückfälle bei opiooidabhängigen Personen zu verhindern. Naltrexon mit verlängerter Wirkstofffreisetzung ist eine dauerhaft freisetzende injizierbare Formulierung des vollständigen µ-Opioidrezeptor-Antagonist, der monatlich eingenommen wird. Es gibt einige Studien, die darauf hindeuten, dass Naltrexon mit verlängerter Wirkstofffreisetzung während der Behandlung mit einer niedrigeren Sterblichkeitsrate assoziiert sein könnte als dies bei Opioidagonisten der Fall ist. Es besteht jedoch nach wie vor große Ungewissheit über die Wirksamkeit von Naltrexon, und es sind weitere Untersuchungen zu diesem Thema erforderlich.
Verhinderung der Abzweigung von Opioidagonisten
Medizinische Fachkräfte und Planer von Diensten müssen nicht nur einen leichten Zugang zur und eine ausreichende Bereitstellung der Behandlung mit Opioidagonisten sicherstellen, sondern auch dafür sorgen, dass Verschreibungsregelungen festgelegt sind und angemessene Kontrollen durchgeführt werden, um die Abzweigung von Agonisten an Personen ohne Rezept zu verhindern. Dazu gehört die Bereitstellung von klinischen Leitlinien und Schulungen für Ärzte in Bezug auf geeignete Verschreibungspraktiken (siehe Nichtmedizinische Anwendung von Arzneimitteln: Gesundheitliche und soziale Maßnahmen). Auch für Personen, an die Opioidagonisten auf Rezept abgegeben werden, ist es wichtig, sich der Probleme im Zusammenhang mit der Aufbewahrung und dem Schutz von Kindern bewusst zu sein, um jegliches Risiko einer unbeabsichtigten Überdosierung durch Minderjährige zu verringern.
Schulung zur Sensibilisierung für Überdosierungen, Screening und Risikobewertung
Eine konstruktive Kommunikation kann als Katalysator für Schadensminimierung wirken, da viele Drogenkonsumierenden das Risiko einer Überdosierung unterschätzen oder sich dessen nicht bewusst sind. Idealerweise sollten Prävention von Überdosierung, Aufklärung und Beratungsintervention routinemäßig von ausgebildeten Fachleuten im Bereich der Gesundheits- und Primärversorgung zur Verfügung gestellt werden, darunter auch Schadensminimierungsdienste wie Nadel- und Spritzenprogramme. Das Screening von Opioidkonsumierenden auf Überdosierungsrisiken kann ebenfalls zur Verringerung der Gesamtsterblichkeit beitragen, indem Personen mit hohem Risiko ermittelt werden und ihnen Unterstützung angeboten wird.
Drug-Checking
Obwohl sich Drug-Checking-Dienste (Pillentests) in der Regel auf das Testen von Stimulanzien, häufig beim Freizeitkonsum, konzentrieren, haben einige Drug-Checking-Dienste in den letzten Jahren auch auf Opioide getestet, und in einer kleinen Anzahl von Ländern können diese Einrichtungen in Schadensminimierungs- und niedrigschwelligen Diensten angesiedelt sein.
Drug-Checking-Dienste ermöglichen es Drogenkonsumierenden, ihre synthetischen Drogen chemisch analysieren und sich über deren Inhalt informieren zu lassen; zudem können Empfehlungen ausgesprochen und, wenn die Möglichkeit besteht, Beratung oder Kurzinterventionen angeboten werden. Die Prioritäten der Dienste sind unterschiedlich und reichen von der Erhebung von Informationen bis hin zur Schadensminimierung, indem Personen, die Drogen konsumieren, über die auf dem Markt befindlichen Substanzen informiert und gewarnt werden. Ein wichtiger Aspekt der Drug-Checking-Dienste ist die Art und Weise, wie die Ergebnisse dem Einzelnen mitgeteilt werden und ob dabei auch Ratschläge zur Schadensminimierung erteilt und Kurzinterventionen vorgenommen werden.
Verringerung tödlicher Überdosierungen
Die meisten Überdosierungen passieren, wenn andere dabei sind, und die meisten Menschen, die Drogen injizieren, haben Überdosierungen miterlebt oder selbst erlebt. Daher können Drogenkonsumierende und ihre Freunde und Familienangehörigen sowohl Zuschauer als auch potenzielle Ersthelfer in Notfallsituationen bei Überdosierungen sein. Diese menschlichen Netzwerke können bei entsprechender Schulung und Sensibilisierung potenziell genutzt werden, um Todesfälle durch Überdosierung zu verhindern. Maßnahmen, die darauf abzielen, die Reaktionen von Umstehenden zu verbessern, umfassen die Schulung von Gleichaltrigen und Familienangehörigen der Drogenkonsumierenden in Prävention, Erkennung und Reaktion auf Überdosierungen. Weitere Maßnahmen zur Verringerung tödlicher Überdosierungen umfassen die Verteilung von Naloxon zur Umkehr von Überdosierungseffekten und die Bereitstellung von Räumen in einigen Ländern, in denen Menschen unter Aufsicht von geschultem Personal illegale Drogen konsumieren können (siehe Spotlight on... Drug consumption rooms [Fokus auf... Drogenkonsumräume]).
Naloxon zur Umkehr der Überdosierung
Naloxon ist ein Opioidantagonist, der die Wirkung von Opioidüberdosen umkehren kann. Im Jahr 2014 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen, Naloxon allen Personen zur Verfügung zu stellen, bei denen die Wahrscheinlich besteht, dass sie Zeuge einer Opioid-Überdosierung werden. Daher ist es unerlässlich, sicherzustellen, dass dieses Präparat für Ersthelfer, wie Polizei- oder Rettungskräfte, und in Notaufnahmen zur Verfügung steht und von diesen angemessen angewendet wird.
Naloxon kann durch Injektion (Naloxon ist in Glasampullen oder Fertigspritzen erhältlich) oder als Nasenspray verabreicht werden. Studien zur präklinischen Behandlung einer Opioid-Überdosierung haben nun gezeigt, dass Naloxon als Nasenspray genauso wirksam ist wie injizierbares Naloxon. Obwohl häufiger eine zusätzliche „Rettungsdosis“ erforderlich ist, können Nasensprays die bevorzugte Alternative zu injizierbarem Naloxon im Rahmen von Abgabeprogrammen für Nichtfachleute werden, da sie leichter zu handhaben sind und die Anwendung des Gegenmittels durch ein breiteres Spektrum von Personen erleichtern können.
Eine Priorität war die Entwicklung von Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, Naloxon an Orten, an denen es zu Überdosierungen kommen kann, leichter verfügbar zu machen, wie z. B. die Naloxonabgabe und die Peer-to-Peer-Verteilung von Naloxon. Programme zur Naloxonabgabe kombinieren Schulungen zum Risiko einer Überdosierung und zum Umgang damit mit der Verteilung von Naloxon-Kits an Personen, bei denen die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie Zeuge einer Opioid-Überdosierung werden, wie Drogenkonsumierende und ihre Altersgenossen, Freunde und Familienmitglieder. Programme zur Naloxonabgabe können sich auch an andere potenzielle Ersthelfer im Falle einer Überdosierung richten, z. B. an Fachkräfte, die direkten Kontakt zu Drogenkonsumierenden haben und mit ihnen interagieren, darunter medizinische Fachkräfte, Mitarbeitende von Obdachlosenheimen und Strafvollzugsbeamte. Im Rahmen dieser Programme lernen die Teilnehmer, wie sie eine Überdosierung erkennen und darauf reagieren können, einschließlich der Verabreichung von Naloxon vor dem Eintreffen des medizinischen Notdienstes. Es gibt Belege dafür, dass die Naloxonabgabe zur Verringerung drogenbedingter Todesfälle beiträgt.
Im Rahmen von Peer-to-Peer-Verteilungsprogrammen für Naloxon werden Drogenkonsumierende als (freiwillige oder angestellte) Peer-Worker eingesetzt, um die Reichweite der Naloxon-Verteilung und -Schulung zu erhöhen. Diese Programme können auf ähnliche Weise funktionieren wie professionell durchgeführte Programme zur Naloxonabgabe, sie machen sich aber den privilegierten Zugang und das Vertrauen zunutze, das Drogenkonsumierende zu Gleichaltrigen und anderen Personen haben, die wahrscheinlich Zeugen einer Überdosierung werden könnten. Ziel dieser Initiative ist es, die Bereitstellung von Naloxon auf diejenigen auszuweiten, die in der Regel keine Behandlungseinrichtungen aufsuchen.
Kürzlich entlassene Häftlinge könnten vom Zugang zu Naloxon besonders profitieren. Die Auswertung eines schottischen Programms zur Verteilung von Naloxon an Häftlinge, die entlassen wurden, ergab, dass es innerhalb eines Monats nach der Haftentlassung zu deutlich weniger opioidbedingten Todesfällen kam.
Drogenkonsumräume
In einigen Ländern stehen Drogenkonsumräume zur Verfügung, die einen festen oder mobilen Raum bieten, in dem Menschen, die Drogen konsumieren, sterile Injektionsutensilien erhalten und unter Aufsicht von geschultem Personal illegale Drogen verwenden können. Mit diesen Räumen wird das Ziel verfolgt, die Risiken des unhygienischen injizierenden Konsums zu verringern, Überdosierungen zu verhindern und Drogenkonsumierenden Behandlungen sowie Gesundheits- und Sozialdienste zu vermitteln (siehe Spotlight on… Drug consumption rooms [Fokus auf... Drogenkonsumräume]). Dadurch sollen auch Menschen erreicht werden, die zwar Drogen konsumieren, aber keine anderen Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen, insbesondere Menschen, die ausgegrenzt sind und Opioide auf der Straße unter riskanten und unhygienischen Bedingungen injizieren.
Drogenkonsumräume bieten eine Reihe von Dienstleistungen, die dazu beitragen können, die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung bei Menschen, die Opioide anwenden, zu verringern. Dazu gehören auch direkte Eingriffe bei Überdosierungen, die vor Ort auftreten, und die Förderung der Wahrnehmung von Behandlungen mit Opioidagonisten. Einige Dienste bieten Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen zur Prävention von Überdosierungen an, u. a. zur Anwendung von Naloxon.
Zwar sind Drogenkonsumräume bekanntermaßen schwierig zu bewerten, doch deutet einiges darauf hin, dass Drogenkonsumräume das Risikoverhalten im Zusammenhang mit injizierendem Drogenkonsum verringern können. Die Verringerung der Zahl der Todesfälle durch Überdosierung wurde auf lokaler Ebene nach der Einrichtung solcher Einrichtungen dokumentiert, und die aktuellen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Drogenkonsumräume auch eine Rolle bei der Verringerung drogenbedingter Todesfälle spielen.
Elektronische Gesundheitsanwendungen
Mittlerweile werden neue Anwendungen im Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste entwickelt, die dazu beitragen sollen, das Risiko von Todesfällen durch Überdosierung zu reduzieren, insbesondere wenn Menschen ausschließlich Opioide injizieren. So wurde vor kurzem eine mobile Anwendung (App) entwickelt, die es Drogenkonsumierenden ermöglicht, sich vor der Einnahme einer Dosis anzumelden. Sobald die App aktiviert ist, müssen die Nutzer in regelmäßigen Abständen ihre Sicherheit bestätigen. Reagiert der Nutzer nicht, löst die App einen Alarm aus und alarmiert die Rettungsdienste.
Überblick über die Evidenzdaten in Bezug auf ... die Verringerung opioidbedingter Todesfälle
Erklärung | Evidenzdaten | |
---|---|---|
Auswirkung | Qualität | |
Die Behandlung mit Opioidagonisten verringert die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung. |
Nützlich |
Moderat |
Naloxon kann die potenziell tödlichen Wirkungen einer Opioidüberdosierung umkehren. |
Nützlich |
Hoch |
Naloxonabgabe reduziert drogenbedingte Todesfälle. | Nützlich | Hoch |
Drogenkonsumräume können dazu beitragen, das Risikoverhalten im Zusammenhang mit injizierendem Drogenkonsum einzudämmen. |
Nützlich |
Gering |
Evidenzdaten belegen, dass Drogenkonsumräume drogenbedingte Todesfälle verringern können. |
Nützlich |
Gering |
Schlüssel der Evidenz für einen Effekt:
Nützlich: Evidenz für einen Nutzen in der beabsichtigten Richtung Von unklarem Nutzen: Es ist nicht klar, ob die Maßnahme den beabsichtigten Nutzen bringt. Potenziell kontraproduktiv: Hinweise auf eine potenzielle negative Auswirkung oder dafür, dass die Intervention die gegenteilige Wirkung hat (z. B. zunehmender, statt rückläufiger Drogenkonsum)
Schlüssel der Evidenzgüte:
Hoch: Es besteht ein hohes Maß an Vertrauen in die verfügbaren Evidenzdaten. Moderat: Es besteht ein angemessenes Vertrauen in die verfügbaren Evidenzdaten. Niedrig: Es besteht begrenztes Vertrauen in die verfügbaren Evidenzdaten. Sehr niedrig: Die derzeit verfügbaren Evidenzdaten sind unzureichend, weshalb erhebliche Unsicherheit besteht, ob die Maßnahme zu dem beabsichtigten Ergebnis führt.
Die Situation in Europa: Verfügbarkeit von Maßnahmen zur Verringerung opioidbedingter Todesfälle
Zwar gibt etwa die Hälfte der europäischen Länder an, die Prävention von Überdosierungen in ihren nationalen Drogenstrategien oder ihren Aktionsplänen zu berücksichtigen, doch nur wenige verfügen über eine spezifische Strategie oder einen Plan zur Prävention von Überdosierungen.
In allen EU-Mitgliedstaaten und Norwegen werden Informationen über das Risiko einer Überdosierung verbreitet, die manchmal auch in verschiedenen Sprachen verfügbar sind, um sie Migrantinnen und Migranten sowie ethnischen Minderheiten zugänglich zu machen. Informationen über Überdosierungsrisiken und Prävention werden zunehmend über neue Kommunikationskanäle zur Verfügung gestellt.
Alle Länder in der Europäischen Union bieten Behandlungen mit Opioidagonisten an. Da der Verbleib in der Behandlung mit Opioidagonisten dazu beiträgt, Todesfällen durch Überdosierung vorzubeugen, haben viele europäische Länder der Verbesserung des Zugangs zu und der Versorgung mit solchen Diensten Priorität eingeräumt. Schätzungen zufolge erhält jede zweite Person, die in Europa Opioide konsumiert, eine Behandlung mit Opioidagonisten, wobei die Versorgung von Land zu Land sehr unterschiedlich ist.
Mehr als ein Drittel der europäischen Länder bieten eine Form von Schulungs- und Verteilungsprogrammen zu Naloxon an. Da auf nationaler Ebene neue legale Wege gefunden wurden, ist in Europa ein Anstieg der Verteilung von Naloxon auf kommunaler Ebene an Opioidkonsumierende, deren Partner, Gleichaltrige und Familien zu verzeichnen und werden mehr Schulungen zur Erkennung und Reaktion auf Überdosierungen angeboten. Naloxonabgabe- und Peer-to-Peer-Naloxon-Programme wurden auch für Mitarbeitende von Diensten, die regelmäßig mit Drogenkonsumierenden in Kontakt kommen, zur Verfügung gestellt. Mittlerweile gibt es neue Naloxonprodukte, einschließlich Fertigspritzen und Nasensprays, auf den Markt. In einigen Ländern ist der rezeptfreie Verkauf von Naloxon-Produkten erlaubt, während in anderen Ländern der Zugang zu Naloxon durch Programme erleichtert wird, die von Drogendiensten durchgeführt werden. Peer-to-Peer-Naloxon-Programme wurden in einer kleinen Zahl von europäischen Ländern getestet.
In etwa einem Drittel der EU-Mitgliedstaaten und in Norwegen gibt es einen oder mehrere Drogenkonsumräume, wobei insgesamt mehr als 80 Drogenkonsumräume in Betrieb sind. Darüber hinaus erwägen andere europäische Länder derzeit die Einrichtung solcher Räume, während in einer Reihe von Ländern Drogenkonsumräume geschlossen wurden. Einige solcher Einrichtungen wurden aufgrund rechtlicher Probleme vorübergehend geschlossen, andere wurden aufgrund des sinkenden Bedarfs (und aus Kostengründen) ganz geschlossen.
Konsequenzen für Politik und Praxis
Grundprinzipien
Zu den wichtigsten Interventionsmaßnahme in diesem Bereich zählen:
- ein ausreichendes Angebot an Behandlungen mit Opioidagonisten, bei denen eine angemessene Dosierung, der Verbleib in der Behandlung, Fallmanagement und zusätzliche Unterstützung sichergestellt werden;
- die Ausgabe von Naloxon an und die Nutzung von Naloxon durch Ersthelfer, wie beispielsweise Rettungskräfte, Sanitäter und andere Personen, die bei Überdosierungen anwesend sind;
- Sensibilisierungsschulungen zu Überdosierungen, um weniger riskante Praktiken bei Opioidkonsumierenden zu fördern;
- die Verhinderung der Abzweigung von Opioidagonisten.
Chancen
- Einrichtung von Peer-Schulungs- und -Verteilungsprogrammen zu Naloxon, um Naloxon für Menschen, bei denen ein hohes Risiko einer Opioid-Überdosierung besteht, und für Gleichaltrige sowie für ihre Partner und Familien weithin verfügbar zu machen, damit sie eingreifen und Leben retten können;
- Verbesserung der Betreuungskontinuität von der Haftentlassung bis zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft, um drogenbedingte Todesfälle in den ersten Wochen nach der Entlassung zu verhindern, wenn das Risiko einer Überdosierung besonders hoch ist;
- Förderung der Bewertung der Auswirkungen von Naloxonabgabe- und Peer-to-Peer-Verteilungmaßnahmen sowie von Drogenkonsumräumen.
Lücken
- Ermittlung und Überprüfung von Hindernissen für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen in Gegenden mit einem hohen injizierenden Drogenkonsum in der Öffentlichkeit.
- Angebot besserer Unterstützung nach Abschluss einer abstinenzorientierten Behandlung, weil für die Betroffenen aufgrund ihrer verlorenen Opioidtoleranz ein höheres Risiko einer tödlichen Überdosierung besteht.
Daten und Grafiken
Dieser Abschnitt bietet einige Datenvisualisierungen, die für gesundheitliche und soziale Maßnahmen in Bezug auf opioidbedingte Todesfälle in der EU-27, Norwegen und der Türkei relevant sind. Um eine interaktive Version der nachstehenden Infografiken anzeigen zu lassen und auf Quelldaten zuzugreifen, klicken Sie auf die Infografik.


Weitere Ressourcen
EMCDDA
- Drug-related deaths and mortality (Drogenbedingte Todesfälle und Mortalität).
- Frequently asked questions (FAQ): drug overdose death in Europe (Häufig gestellte Fragen: Todesfälle durch Überdosierung), Themenübersicht, 2021.
- Prevention of drug-related deaths (Prävention von drogenbedingten Todesfällen), Themenübersicht, 2019.
- Take-Home naloxon (Naloxonabgabe), Themenübersicht, 2019.
- Drug-related deaths and mortality in Europe: update from the EMCDDA Expert Network (Drogenbedingte Todesfälle und Mortalität: Aktuelle Informationen vom EMCDDA-Expertennetzwerk), Technischer Bericht, 2021.
- Drug-related hospital emergency presentations in Europe: update from the Euro-DEN Plus expert network (Drogenbedingte klinische Notfälle in Europa: Aktuelle Informationen vom Euro-DEN-Plus-Expertennetzwerk), Technischer Bericht, 2020
- Brest Practice Portal (Portal für bewährte Verfahren).
- Drug consumption rooms: an overview of provision and evidence, Perspectives on drugs (Drogenkonsumräume: Ein Überblick über Angebot und Evidenzdaten, Drogen im Blickpunkt), 2018.
- Preventing opioid overdose death with take-home naloxon, Insights (Prävention von Todesfälle durch Opioidüberdosis durch Naloxonabgabe, Einblicke), 2016.
- Preventing fatal overdoses: a systematic review of the effectiveness of take-home naloxone, EMCDDA Papers (Prävention tödlicher Überdosierungen: Eine systematische Überprüfung der Wirksamkeit der Naloxonabgabe, EMCDDA-Papiere), 2015.
Andere Quellen
- UNODC, Opioid overdose: preventing and reducing opioid overdose mortality (Opioidüberdosis: Prävention und Verringerung der Mortalität durch Opioidüberdosis), 2013.
Über diesen Mini-Guide
Dieser Mini-Guide bietet einen Überblick über die wichtigsten Aspekte, die bei der Planung oder Durchführung gesundheitlicher und sozialer Maßnahmen in Bezug auf opioidbedingte Todesfälle zu berücksichtigen sind. Des Weiteren werden die Verfügbarkeit und Wirksamkeit der Maßnahmen beleuchtet und die Konsequenzen für Politik und Praxis untersucht. Dieser Mini-Guide ist Teil einer Reihe von Publikationen, die unter dem Titel Health and social responses to drug problems: a European guide (Gesundheitliche und soziale Maßnahmen zur Bewältigung drogenbedingter Probleme: ein europäischer Leitfaden) zusammengefasst sind.
Empfohlene Zitierweise: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2021), Opioid-related deaths: health and social responses (Opioidbedingte Todesfälle: Gesundheitliche und soziale Maßnahmen), https://www.emcdda.europa.eu/publications/mini-guides/opioid-related-de….
Identifikatoren
HTML: TD-09-21-505-DE-Q
ISBN: 978-92-9408-025-7
DOI:10.2810/800257
(1) Mit dem Begriff Opioidagonisten-Therapie wird in dieser Veröffentlichung eine Reihe von Therapieformen bezeichnet, in deren Rahmen Opioidagonisten zur Behandlung von Opioidabhängigkeit verschrieben werden. Es ist zu beachten, dass hierzu auch die Opioid-Substitutionstherapie zählt, die in einigen Datenerhebungsinstrumenten und älteren Dokumenten der EMCDDA genannt wird.